Zeit ist alles.
Oder?
Wir haben ja nur eine begrenzte Zeit zur Verfügung, und müssen eigentlich ständig wählen, wie wir sie nutzen. Dem einen mag das schwerer fallen, dem anderen leicht.
Für alle Effizienzsteigerer unter euch, könnte die Zonierung (eins der wichtigsten Planungs-Instrumente in der Permakultur) eine echte Erhellung sein. Das Schöne an diesem Prinzip ist nämlich, dass es sich nicht nur auf die Gartengestaltung anwenden, sondern auf wirklich alles im Leben übertragen lässt. Und das kann unter Umständen wirklich äußerst nützlich sein! 😉
Im Grunde genommen geht es darum, sich zu überlegen, wo das Zentrum des Systems ist, und dann von dort aus (gedanklich) fünf Zonen festzulegen. Solche Bereiche und Elemente, die ich häufig aufsuchen muss, ordne ich dabei räumlich näher ans Zentrum, während jene Bereiche, die kaum Aufmerksamkeit von mir benötigen, am weitesten vom Zentrum entfernt ihren Platz bekommen. Zusätzlich schaffe ich natürlich möglichst viele nützliche Verbindungen zwischen den einzelnen Elementen meines Systems und zwischen den Zonen.
In einem klassischen (gärtnerischen) Permakultur-System wären die Zonen folgendermaßen aufgebaut:
- Zone 0 = Zentrum der Planung, Mittelpunkt. -> i.d. R. das Wohnhaus oder Gartenhaus, etc.)
- Zone 1 = Direkt ans Haus anschließend. Das ist die hoch intensive Zone, hier muss ich täglich gießen, ernten, jäten, Schnecken jagen usw. Gewächshaus und intensive Kräuter- und Gemüsebeete haben hier ihren Platz (intensiv heißt, sie brauchen viel Pflege, z. B. Tomaten, Salat). Wenn vorhanden, auch Kleintiere (Hühnerstall). Man kann diese Zone auch nochmal genauer unterteilen in „am Haus“ (z. B. Spalierobst, Wein) und „neben dem Haus“. Hier sollten auch die Wasserspeicher angelegt werden, denn hier wird Gießwasser benötigt.
- Zone 2 = Extensives Gemüse (= weniger Pflege, z. B. Kürbis) und Intensives Obst (= z. B. kleine Obststämme, Spindeln).
- Zone 3 = Agrarflächen, Landwirtschaft -> Ackerbau, Weidewirtschaft / Vieh-Wirtschaft, Extensives Obst (z. B. Streuobstfläche, Wildobsthecken), Aquakultur (Fischteiche).
- Zone 4 = Waldwirtschaft -> Bauholz, Brennholz / Energieholz, Edelholz.
- Zone 5 = Wildnis. Um ein lebendiges, stabiles, funktionierendes Ökosystem zu entwickeln, ist es notwendig, große Bereiche sich selbst zu überlassen. Hier wird wenig bis gar nicht eingegriffen, die Natur darf sich frei entfalten. Natürlich dürfen wir aber auch ein wenig nachhelfen und gezielt Lebensräume für Wildpflanzen und Tiere schaffen (z. B. Blühwiese, Insektenhotels, Totholzhaufen, Steinpyramiden, Tümpel, Vogelhecken, Nistkästen, etc. Vom Verhältnis her sollten mindesten 20 – 25% des gesamten Systems Wildniszone sein!
Klingt irgendwie logisch oder? In gewisser Weise selbstverständlich. Ist es aber bei genauerem Hinsehen oft leider überhaupt nicht. Ich meine, wie oft hast du schon gedacht, während du in der Küche über den Töpfen standest, „Ach, jetzt könnte ich noch etwas frische Petersilie mit hinein tut“, und hast es dann gleich im nächsten Moment wieder verworfen, weil – bis du einmal ums Haus herum in den hinteren Garten zum Kräuterbeet gegangen bist – dein Reis doch wahrscheinlich angebrannt wäre … ?
Auch wenn du keinen Garten hast, kannst du dir mal überlegen, welche deiner Lebensbereiche diese fünf Zonen entsprechen könnten, und welche Elemente sich in den jeweiligen Zonen befinden. Du wirst sehr wahrscheinlich feststellen, dass die Anordnung oft überhaupt nicht so effizient ist, wie sie sein könnte.
Wie ist das mit der Übertragbarkeit gemeint?
Also wenn man zum Beispiel auf eine Firmen-Struktur schaut. Nehmen wir mal an, eine Firma möchte ihren ökologischen Fußabdruck verringern. Als Planungsbeginn für eine mögliche Umstrukturierung, könnte dann die Zonierung ein hilfreiches Instrument sein. Die Zonen könnten dann vielleicht so eingeteilt werden:
- Zone 0 = Mitarbeiter
- Zone 1 = Arbeitsplatz
- Zone 2 = Rest vom Betrieb (Betriebsgebäude, Essen, WC, etc. Aber auch die Arbeitsbedingungen, also gibt es z. B. Ruheräume für die Mitarbeiter?)
- Zone 3 = Das Produkt, das herstellt wird
- Zone 4 = Lieferanten
- Zone 5 = Wildnis -> Alle unbekannten Faktoren
Anderes Beispiel, eine ganze Gemeinde möchte nachhaltiger werden. Für die Planung, wie man mehr Menschen mit regionalen Lebensmitteln versorgen kann, kommt wieder die Zonierung zum Einsatz. Hier wären die Zonen dann vielleicht so definiert:
- Zone 0 = Jeder Mensch in der Gemeinde
- Zone 1 = Jeder bekommt einen Gemüsegarten
- Zone 2 = Die ganze Gemeinde wird essbar (Freie, öffentliche Flächen)
- Zone 3 = Kleinbauern der Umgebung werden mit einbezogen, (Solidarische Landwirtschaft, Hofläden, Märkte, etc.)
- Zone 4 = Großbauern
- Zone 5 = Wildnis -> Alle Flächen, die geschützt werden sollen
Letztes Beispiel, unsere sozialen Strukturen:
- Zone 0 = Ich
- Zone 1 = Partner, Kinder, Hunde, …
- Zone 2 = Das jeweils andere von Zone 1 (Also wenn 1 der Partner ist, dann ist 2 vielleicht das Kind, oder eben andersherum)
- Zone 3 = Engste Freunde
- Zone 4 = Kollegen, Bekannte, Verwandte
- Zone 5 = Alle, die ich noch nicht kenne
Diese Struktur kann natürlich individuell sehr unterschiedlich sein! Ich meine, manche Menschen sind auch mit ihrem Job verheiratet … Es geht einfach darum, zu schauen, wen oder was gibt es, wer steht mir am nächsten (räumlich, emotional)? Und wer ist vielleicht aktuell in der völlig falschen Zone untergebracht, weil ich ihn oder sie eigentlich viel näher bei mir bräuchte, oder mir eigentlich viel mehr Abstand wünsche?
Du siehst, dem Einfallsreichtum sind hier keine Grenzen gesetzt. Probier`s aus. Wie sieht es mit deinen persönlichen Bedürfnissen aus? Sind alle Zonen vorhanden, oder fehlen welche? Wie ist es mit deinen täglichen Abläufen, Gewohnheiten? Wie sieht es in deiner Wohnung aus? Manche Menschen machen sich Tagespläne. Wenn du so einen Tagesplan zonierst, kannst du z. B. auch leichter prüfen, ob überhaupt alle Zonen für dich schaffbar sind. Und, und, und … 🙂
Ich freue mich sehr auf eure Berichte in den Kommentaren!!
darüber muss ich erst einmal nachdenken…