Denkst du schon oder glaubst du noch?

Also ich habe echt absolut keinen Bock mehr auf Manipulation!

Du?

Ich meine, das geht echt schnell. Du merkst es ja nicht mal. Das ist nämlich genau der Trick.

Du liest oder hörst etwas, und weil es einleuchtend klingt, weil es irgendwie zu deinem Weltbild passt, entscheidet eine Instanz in dir, dass es wohl so sein muss. Und Schwups, hast du dir eine Meinung gebildet. Und diese zu deiner persönlichen Wahrheit erklärt.

Aber hast du dir die Mühe gemacht, das auch zu prüfen, was du dir da geistig einverleibt hast?

Möglicherweise eine ziemlich dumme Frage, angesichts der Informationsflut unserer heutigen Welt. Wie soll ich denn bitte immer alles überprüfen? Das geht doch gar nicht!

Klar geht es.

Habe ja nicht behauptet, dass es einfach wäre. Auch nicht, dass ich der Meinung bin, du müsstest es unbedingt tun …

Also ich prüfe nicht alles genauestens nach, was mir jemand erzählt, oder was ich irgendwo lese. Aber – und jetzt kommt der kleine feine Schritt, der mir die Freiheit gibt zu sagen: Leck mich, Manipulation, ich bin fertig mit dir – ich bin mir darüber bewusst, dass ich es nicht geprüft habe.

Ich weiß, dass ich bei jeder Information entscheiden kann, ob ich sie glauben will, oder nicht.

Schließlich gibt es möglicherweise gute Gründe, etwas zu glauben. Zum Beispiel, weil ich der Person vertraue, die etwas behauptet. Oder weil ich ja zunächst auch nicht alles wissen kann, sondern bestimmte Dinge annehmen, voraussetzen muss, um mit meinem Wissen überhaupt mal von irgendwo aus zu starten.

Aber wenn ich mir darüber bewusst bin, dass es eben Annahmen sind, werden sie nicht gleich Teil meiner Überzeugungen. Und ich kann sie dann immer wieder mit der Realität vergleichen. Kann besser überprüfen, ob diese meine Glaubenssätze stimmen, und sie dann ggf. auch leichter verändern und anpassen.

Einer meiner Lieblingssätze, die ich zurzeit ständig von mir gebe, lautet: „Ich glaube gar nichts. Aber ich halte alles für möglich.“

Klingt nach Resignation? Nach Chaos? Als gäbe es keine Sicherheit mehr im Leben?

Nö. Im Gegenteil. Erst seit ich den Unterschied zwischen Glauben und Wissen so richtig verinnerlicht habe, gibt es diese wunderbare, klare, sichere Instanz in mir, die etwas weiß. Nicht glaubt.

Alles was ich selbst erfahre, das, was meiner direkten Wahrnehmung zugänglich ist. Das weiß ich. Darüber habe ich Gewissheit. Da gibt es keine Zweifel. Und darin liegt ein Gefühl der Sicherheit und Stabilität. Da ist ein Ankerpunkt.

In der Erkenntniswissenschaft spricht man vom Wahrheitsgefühl. Wenn die Gewissheit über eine Wahrheit nicht auf persönlicher Sympathie oder Antipathie beruht (nicht auf meinem individuellen Weltbild), sondern auf Erkenntnissen, die erst durch völlige Selbstentäußerung gewonnen werden.

Niemand – keine Person, keine Medien, keine Life-Coaching-Literatur – niemand kann mich mehr manipulieren, wenn ich mich auf mich selbst verlasse. Auf meine Wahrnehmung und mein Denken. Und Glauben getrost im Bewusstsein des Glaubens lasse.

Wie siehst du das? Was meinst du? Was glaubst du? Was weißt du?

Bildquelle: <a href=’https://www.freepik.com/photos/fake-news‘>Fake news photo created by freepik – www.freepik.com</a>

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