Nachhaltigkeit, Vorhaltigkeit

Kommt es mir nur so vor, oder redet mittlerweile jeder, der etwas auf sich hält, über Nachhaltigkeit?

Große Firmen müssen sich positionieren und darüber Rechenschaft ablegen, wie nachhaltig sie sind. Nachhaltig reisen ist der neueste Trend. Von Regierungen und Stadtverwaltungen, die mit nachhaltigen Entwicklungskonzepten prahlen und mit bunten Biodiversitätsflächen um mediale Aufmerksamkeit buhlen, will ich mal gar nicht reden …

Alles und Jedes wird zertifiziert, und zu einer ungewissen, aber bestimmt hohen Prozentzahl, steht irgendwo „nachhaltig“ im Titel.

Wann ist Nachhaltigkeit denn eigentlich derart in Trend geraten?

Das ökologische Bewusstsein hat ja in den letzten Jahren zweifellos stark zugenommen. Mal so ganz allgemein gesprochen. Jeder weiß ja, dass man eigentlich irgendwie was anders machen sollte. Weniger Müll produzieren vielleicht, oder biologische Lebensmittel kaufen, mehr Bus statt Auto fahren, und so …

Lobenswert. Selbst wenn die genauen Hintergründe und Zusammenhänge oft gar nicht ganz klar sind. Man kann ja erst mal nichts falsch machen, wenn man bewusster und oder weniger konsumiert.

Allerdings werde ich grundsätzlich bei allen Trends erst mal skeptisch. Denn wenn zu schnell zu viele Menschen etwas auf einmal ganz ganz toll finden, kippt es ja oft ins Gegenteil. Dann werden gute Ideen allzu schnell zu üblen Umsetzungen, weil es nur noch darum geht, möglichst schnell das „öffentliche Bedürfnis“ zu befriedigen.

Daher frage ich mich schon, ob es beim Thema Nachhaltigkeit nur noch darum geht, eine Erwartung zu bedienen? Das schlechte Gewissen zu beruhigen, das wir alle haben, angesichts des Überflusses, der Verschwendung, die wir tagein tagaus (er)leben, während wir genau wissen, dass es Anderen an so Vielem mangelt?

Geht es darum, uns selbst ein gutes Gefühl zu geben, uns selbst auf die Schulter zu klopfen, zu sagen – Ja, das haben wir gut gemacht, jetzt ist es endlich nachhaltig und nicht mehr so unökologisch oder unsozial. Jetzt brauchen wir uns darum keine Sorgen mehr machen, jetzt können wir unbedenklich dieses oder jenes Produkt kaufen.

Jetzt können wir endlich undbedenklich Auto fahren weil es mit Strom – womöglich sogar mit Ökostrom! – fährt und ins Flugzeug steigen, weil die Fluggesellschaft eine positive Co2-Bilanz verspricht oder stundenlang im Internet surfen, weil die Suchmaschine für jede Anfrage einen Baum pflanzt (wohlgemerkt dort, wo ehemals Regenwald wuchs).

Ich will mich nicht beschweren. Auch die guten Absichten nicht unter den Teppich kehren. Will nur das wirklich Nützliche, das Echte, vom Schein trennen. Darauf aufmerksam machen, dass es vielleicht Unterschiede geben könnte, zwischen wirklich Sinn-vollen und eben Nutz-losen bis hin zu schädigenden Maßnahmen.

Hast du dich mal gefragt, was Nachhaltigkeit überhaupt bedeutet?

Mit Nachhaltigkeit wird die Ökologische Tragfähigkeit bezeichnet. Wann ist etwas ökologisch tragfähig? Ein (Öko-)System ist nur dann nachhaltig, wenn es in der Lage ist, mehr Energie zu produzieren, als es verbraucht. Und zwar nicht nur ein bisschen mehr, sondern mindestens so viel, dass es in der Lage ist, sich selbst zu erneuern!

Ich fordere dich auf, bitte überprüfe doch mal, inwieweit das in deinem ganz persönlichen System der Fall ist. Und in wie vielen Fällen von zertifizierter Nachhaltigkeit diese Forderung nach der Reproduktionsfähigkeit wirklich erfüllt ist.

Ich freue mich, hier in den Kommentaren davon zu lesen.

Bild von Gerd Altmann auf Pixabay

2 Kommentare zu „Nachhaltigkeit, Vorhaltigkeit“

  1. Hey, mich nervt dieser Nachhaltig-Trand auch mitlerweile: NICHT konsumierne ist wirklich nachhaltig, alles andere ist ein schein. Man sollte einfach so leben wie es sich für einen richtig anfühlt und selbst entscheiden was man WiRKLICH braucht und sich nicht sämtliche Produkte von der Werbung schön reden lassen. Es soll den Menschen ein gutes Gefühl geben und sie davon ablenken wie viel hier nach wie vor falsch läuft in diesem System.

    1. Hey Natalie, danke für deinen Kommentar!
      Ja, da sprichtst du gleich mehrere spannende Themen an, auf die es sich lohnen würde, genauer einzugehen … Was brauchen wir wirklich … Wie sehr lassen wir uns durch Werbung manipulieren und ablenken bzw. wie kann es gelingen, sich eben nicht manipulieren zu lassen … Ich nehme das mal als Inspiration für weitere Posts … 🙂

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